„Wir bleiben in der Kita Pampow“
Neue Erzieher fühlen sich in VS-Einrichtung wohl und bringen Verständnis für die Situation der Kinder und Bedenken der Eltern auf
Gerade erst angefangen und schon mittendrin. Umringt von Kindern sitzt Jenny Ulbrich in einem Hortraum im Pampower Fährweg 8 und verteilt bunte Pfeifenreiniger an einige Mädchen. „Hier ist immer Trubel, aber ich liebe das“, sagt die Erziehungshelferin. Die mehrfache Mutter macht derzeit berufsbegleitend ihre Ausbildung zur Erzieherin. Von Montag bis Donnerstag arbeitet sie in der Kita der Volkssolidarität Südwestmecklenburg, Freitag und Sonnabend drückt sie die Schulbank. „Ich finde es hier in Pampow tippitoppi“, sagt sie. „Aber ich verstehe die Skepsis der Eltern sehr gut. Ich kann nur sagen, ich möchte hier bleiben.“
Matthias Zimmermann versteht die Besorgnis der Eltern
Nur wenige Meter und ein Haus weiter sitzt Matthias Zimmermann auf der Rutsche des Kita-Spielplatzes und lacht. Der Erzieher arbeitet seit April in der Einrichtung „Die Bremer Stadtmusikanten“. Die Schweriner Volkszeitung hatte ihn bereits angekündigt in einem ihrer Artikel über verunsicherte Eltern und fehlende Erzieher. Er verstehe die Besorgnis der Eltern gut, erzählt er.
Viele Eltern sorgen sich vor allem um die Betreuung ihrer Kinder. Die Hauptgründe: Erziehermangel und der Zustand der Gebäude. Wegen der anhaltenden Probleme berieten Kita-Leitung, die Volkssolidarität als Träger und die Gemeinde in mehreren Runden über Auswege aus dem Dilemma. Mit Erfolg, denn die Situation in der Kita scheint sich langsam zu entspannen, wie Kita-Leiterin Michaela Henkelmann berichtet. Was ist passiert?
Neueinstellungen und mehr Lohn
Nachdem im vergangenen Jahr mehrere Erzieher die Einrichtung verlassen hatten, verstärken mittlerweile sieben neue Mitarbeiter das Team. Zwei von „den Neuen“ sind Jenny Ulbrich und Matthias Zimmermann.
„Ich kann nur sagen, Personalnot gibt es in fast allen Kitas auch in Schwerin“, so der 26-Jährige, der vorher als Krippenerzieher in einer Kita in der Landeshauptstadt gearbeitet hatte. „Aber das Erzieherteam hier in Pampow hält zusammen, ist unglaublich hilfsbereit, springt gegenseitig ein und ist sehr gut aufeinander eingespielt.“
Das allein reichte dem Träger aber nicht aus. Um bestehende Fachkräfte zu halten und neue Erzieher anzuwerben, hob die VS-Geschäftsführung im März kurzerhand die Gehälter an. Zunächst auf eigenes Risiko. Inzwischen refinanziert durch gestiegene Beiträge von Landkreis, Kommune und Eltern. Und das Dank einer erfolgreichen Tarifrunde im April.
„Der ständige Wechsel bei den Erziehern hat die Eltern gebrandmarkt“, erklärt Jenny Ulbrich. „Ich für meinen Teil kann sagen, dass hier ein reger Austausch zwischen Eltern und parallel natürlich im Erzieherteam stattfindet. Das Vertrauen können wir den Eltern allerdings nur mit Beständigkeit, offenen Ohren bei Elternabenden und stetiger Gesprächsbereitschaft zurückgeben.“
Mehr Gruppenarbeit und neugestaltete Räume
Aber auch das reicht der Volkssolidarität nicht aus. Um Kinder besser zu betreuen und Erzieher zu entlasten, soll das Konzept der Kita angepasst werden. Das Konzept bleibt ein offenes, allerdings verbringen Erzieher mehr Zeit in „ihren Gruppen und mit ihren Kindern“. Dafür werden die Kita-Räume umgestaltet, so dass jeder Themenraum künftig auch als Gruppenraum genutzt werden kann. Im Mai soll es losgehen. „Am rollenden Frühstück und Mittag sowie am gruppenübergreifenden Lernen der KInder wollen wir aber festhalten“, erklärt Kita-Fachbereichsleiterin Heike Stein-Dietrich.
„Ich finde die Umstellung gut“, sagt Matthias Zimmermann, der seit sechs Jahren als Erzieher arbeitet. „Dann können wir besser auf einzelne Kinder eingehen. Die Gruppenräume sind zwar schön groß und dadurch gut geeignet für die offene Arbeit, aber mit dem derzeitigen Personal ist das wirklich schwierig umzusetzen.“
Die Ein-Standort-Kita
Die zwei Standorte der Kita (Krippe Am Kegel, Kita und Hort im Fährweg) sollen künftig im Fährweg zusammengelegt werden. Für die Krippe könnten sich Kita-Leitung und Gemeinde einen Anbau am bestehenden Kita-Gebäude vorstellen. Im Jahr 2016 hatte die Gemeinde den Gebäudekomplex vom Landkreis gekauft, seit dem gibt es auch Pläne für Sanierung und Erweiterungen, wie Kita-Leiterin Michaela Henkelmann berichtet. Nach der Bürgermeisterwahl im Mai könnte es konkret werden.
„Die Arbeitsbedingungen müssen wirklich besser werden“, sagt Heike Stein-Dietrich. „Es fehlen vernünftige Fenster, Türen und Schallschutz.“
Erzieher blicken optimistisch in die Zukunft
Erzieher Matthias Zimmermann sieht das gelassen. Baulich seien in Schwerin viele Kitas in einem schlechteren Zustand als die Einrichtung in Pampow, schätzt er. „Was ich dagegen schon feststellen konnte: Die Kinder sind hier viel ausgeglichener als in der Stadt“, sagt er. „Ich will auf jeden Fall bleiben.“
„Ich bin hier angekommen“, sagt Jenny Ulbrich. „Ich werde in meiner Ausbildung unterstützt, darf Ideen umsetzen. Meine Kollegen und die Leiterin Michaela Henkelmann stehen mir mit Rat und Tat zu Seite. Mehr kann ich wirklich nicht verlangen.“
Derzeit gibt es 257 Bremer Stadtmusikanten in Pampow
Krippe: 36 (ab Mai 42 Plätze)
Kita: 105
Hort: 116
Gestiegene Elternbeiträge.
Die Kosten für einen Ganztagsplatz stiegen
- in der Krippe: von 68,63 auf 131,52 Euro
- in der Kita: von 69,42 auf 99,58 Euro
- im Hort: von 86,74 auf 101,44 Euro.
Ab dem Jahr 2020 ist die Betreuung kostenlos.
Veröffentlicht am: 29. April 2019