Unterwegs als Pflegefachkraft

Petra Siems umsorgt rund 20 Senioren in und um Hagenow

Für ihre Senioren ist Petra Siems kein Weg zu weit. Rund hundert Kilometer legt sie jeden Tag in ihrem „Pflegetaxi“ mit der Aufschrift „Sozialstation“ zurück. Die Patienten leben in Hagenow und zu manch’ einem zuckelt die Pflegefachkraft über Dörfer. Rund 20 Senioren zwischen 65 und 97 Jahren befinden sich in ihrer Obhut. Bezugspflege heißt das im Fachjargon und meint, dass Petra Siems für einen festen Patientenkreis zuständig ist. „Jeder ist mir ans Herz gewachsen“, sagt sie. „Ich pflege meine Senioren so, wie ich später versorgt werden möchte.“

Vieles sei Routine, wie eben im Alltag von Jedermann. Morgens wecken, waschen, anziehen. Ihre Aufgabe sei es, dabei zu unterstützen, nicht zu bevormunden. „Natürlich kann sich zum Beispiel jeder aussuchen, was er anziehen und essen möchte“, sagt sie beispielhaft.

Aber Pflege ist mehr: Verbände wechseln, Medikamente verabreichen, Spritzen setzen. „Viele medizinische Aufgaben dürfen aber nur Pflegefachkräfte übernehmen“, so Petra Siems. Dafür brauchen Pflegekräfte eine Zusatzausbildung zur Fachkraft. Die hat die 51-Jährige vor rund 15 Jahren absolviert, ursprünglich hatte sie Friseurin gelernt und Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet. „Dann kamen die Kinder“, sagt sie. Drei hat sie, inzwischen alle erwachsen. Dann sattelte sie um. „Ich wollte schon immer was mit Senioren machen“, sagt die Quereinsteigerin. Zwei Jahre Ausbildung, dann 2002/2003 ihr Anerkennungsjahr.

Seit dem arbeitet sie in ihrem Traumberuf als Pflegefachkraft in der Hagenower Sozialstation der VS-Südwestmecklenburg. Seit dem ist das kleine Auto ihr zweites Zuhause. Ihren Schreibtisch sieht sie eher selten. Acht bis zwölf Patienten betreut sie täglich.

Bleibt neben all der Pflege überhaupt Zeit für ein Schwätzchen mit den Patienten?

„Ja, auf jeden Fall. Zum Beispiel beim Waschen, beim Zubereiten der Mahlzeiten oder beim Essen selbst“, erzählt Petra Siems. „Wir begleiten und unterstützen die Leute in ihrem Alltag. Wir gucken, wie es Ihnen gesundheitlich geht und schauen, dass sie ihre Medikamente richtig nehmen. Zu Hause sind die meisten entspannt und doch noch recht selbstständig. Da bleibt auch immer irgendwo Zeit für einen Schnack.“

Natürlich hat sie Schicht- und Bereitschaftsdienst und arbeitet auch manchmal an den Wochenenden. „Aber dafür bin ich auch sehr selbstbestimmt unterwegs“, sagt sie. „Es ist ein unglaublich dankbarer Beruf. Ich verstehe nicht, warum nicht mehr Menschen in der Pflege arbeiten wollen.“ Die Volkssolidarität suche permanent nach Fachkräften.

Und im Gegensatz zur Arbeit in der stationären Pflege sei Petra Siems auch weniger mit dem Tod konfrontiert. „Wenn es zu Hause nicht mehr geht, ziehen viele Senioren ins Pflegeheim um. Aber wer weiter zu Hause bleiben möchte und von Angehörigen versorgt wird, den unterstützen wir natürlich weiter“, so die Strohkirchnerin.

Veröffentlicht am: 18. Juli 2018