Foto: Juliane Fuchs

Taube Klara ist eigentlich ein Hund

Wolf Spillner las am 18. Dezember im Ludwigsluster Alten Forsthof eine Weihnachtsgeschichte

Die Geschichte "Taube Klara" hat sich schon so zugetragen, nur die Protagonisten hat der Ludwigsluster Autor Wolf Spillner etwas verändert, die Hauptrolle einem Vogel gegeben. Das Buch ist gut. Es wurde 1991 mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und in sechs Sprachen übersetzt. Ja, Schreiben ist ein Talent des Tierfotografen, Journalisten und Autoren. Am 18. Dezember liest er in Ludwigslust das Weihnachtsmärchen "Taube Klara".

Viel Ablenkung gab es nicht

Auf dem Bauch liegend hat Wolf Spillner seine Karriere begonnen. Er war 13 oder 14 Jahre alt, robbte mit seiner Fotokamera durch Mamas Garten und fotografierte Vögel und anderes Getier. Viel Ablenkung gab es nicht. Strom hatte das kleinen Haus in der Lüneburger Heide nicht. Jeden Morgen fuhr der junge Spillner auf dem Fahrrad 16 Kilometer zur Schule. Seine Tierfotos verkaufte er an die Zeitung "Der kleine Tierfreund".

Als Spillner 16 war, starb seine Mutter. Der Waisenjunge kam in einem Hamburger Jugendheim unter. Fotografierte weiter und ergatterte ein Volontariat in Braunschweig. "Damals konnte ich gerade mit zwei Fingern tippen, aber mein Talent reichte wohl aus", erzählt der Autor. Inzwischen zählt der Ludwigsluster mehr als 80 Lenze. Wenn er erzählt, wird der junge Spillner lebendig.

Im Jahr 1955 sollte er zur Armee gehen. Nicht mit ihm! Spillner siedelte in die DDR um und blieb, auch als die Mauer 1961 errichtet wurde. Er arbeitete als freiberuflicher Fotograf, bis ihn die Staatsmacht der DDR ins Bützower Gefängnis brachte.

Endlich der ersten Buchauftrag

Danach entrostete er eine Zeit lang Schiffe auf der Warnow-Werft, wurde Facharbeiter für Betonbau und fotografierte. Die Schweriner Volkszeitung, die Wochenschau und andere Medien druckten seine Fotos. "Und eines Tages schaffte ich es endlich aus dem Schlamm der Baustelle herauszukommen", erzählt Spillner.

Der Deutsche Landwirtschaftsverlag gab ein Buch bei ihm in Auftrag: 10.000 Exemplare. Nur wenige Wochen später hielt Spillner sein erstes Buch in den Händen: "Der Wald der großen Vögel". Das war Ende der 60er-Jahre. Der zweite, dritte und vierte Buchauftrag folgten.

Dann wurde der Kinderbuchverlag in Berlin auf ihn aufmerksam. Dieser gehörte zwar der Pionierorganisation "Ernst Thälmann" an, aber der Autor Spillner konnte mit den besten Leuten zusammenarbeiten. Es entstanden mehrere Kinderbücher wie "Die Hexe mit der Mundharmonika und andere Geschichten". "Wasseramsel" wurde sogar verfilmt. "Der Film ist nicht ganz so geworden, wie ich es gewollt hätte", meint Spillner und ist trotzdem irgendwie stolz darüber. "Taube Klara" ist in sechs Sprachen übersetzt worden und sorgte unter anderen dafür, dass Spillner immer öfter in der BRD zu Lesungen eingeladen wurde.

Und warum ist "Taube Klara" nun kein Hund? Weil das Weihnachtsmärchen dann vielleicht zu übertragbar geworden wäre. "Bis auf die Taube habe ich alle Charaktere der Geschichte als reale Menschen gekannt. Den Besoffenen, die Oma, die Tochter und die Enkelin...", erklärt Spillner. "Taube Klara" erzählt vom Umgang dreier Generationen und von der Schwierigkeit, wie Großmutter, Tochter und Enkel ihr Ansichten und Lebenserwartungen zueinander bringen.

Bei der ganzen Schreiberei ist er der Fotografie immer treu geblieben. Ab und zu klettert Spillner auf wackelige Gerüste wie in der Kormoran-Kolonie in Niederhof bei Stralsund, um die Vögel in ihren Nestern vor die Linse zu bekommen. Seine Lieblingstiere stehen alle in seinem Buch "Zwischen Alpen und Eismeer", sagt der 82-Jährige. Es sind einige...

Veröffentlicht am: 07. Dezember 2018