Rausch, Sucht und Illusionen

Wie wirken Drogen?

Olaf Saretzki:Illegale Drogen, egal ob Haschisch oder Heroin, sind psychoaktiv. Das heißt, sie verändern nicht nur die Gedanken, sondern sind in der Lage das Gehirn umzubauen. Das funktioniert sehr vereinfacht gesagt so: Drogen bestehen aus Substanzen, über die der menschliche Körper schon in der Regel selbst verfügt. Diese Opiate schüttet der Körper beispielsweise in Schocksituationen aus, um sich selbst vor Schmerzen zu bewahren. Viele kennen das auch vom Laufen. Wenn man ab einem bestimmten Punkt nicht mehr kann und sich mit reiner Willenskraft zwingt, trotzdem weiter zu laufen, stellt sich sehr schnell das Gefühl ein, ewig weiterlaufen zu können – dank körpereigener Opiate. Das bedeutet, dass die Rezeptoren für Opiate im Hirn schon vorhanden sind.

Wenn ich nun Drogen konsumiere, docken diese an die gleichen Rezeptoren an. Allerdings steckt in Drogen viel mehr Opiat als im Körper, so dass plötzlich zu wenig Rezeptoren vorhanden sind. Das Gehirn reagiert darauf. Es passt sich an und stellt beim nächsten Drogenkonsum mehr Rezeptoren zur Verfügung, um die höhere Mengen zu verstoffwechseln. Das funktioniert bei allen berauschenden Substanzen so, auch bei Alkohol und Nikotin.

Wann ist man süchtig?

Eine Sucht entwickelt sich mit dem Konsum. Den bestimmten Moment gibt es dabei nicht. Es handelt sich um einen schleichenden Prozess. Irgendwann hat sich der Körper auf die Droge eingestellt, er braucht sie in immer regelmäßigeren Abständen. Vor allem die psychische Abhängigkeit ist gefährlich. Sie macht den Suchtkranken auch dann noch zu schaffen, wenn sie Monate lang keine Drogen mehr konsumieren. Der Grund sind die vielen Rezeptoren, die das Gehirn geschaffen hat, um die Opiate zu verstoffwechseln. Die große Menge an Rezeptoren im Gehirn spielt verrückt. Die Hirnforschung sagt, es dauert 1,5 bis 2 Jahre, bis die Rezeptoren, die im Kopf plötzlich arbeitslos herumhängen, zurück gebaut werden.

Warum ist Haschisch als Einstiegsdroge so gefährlich?

Haschisch ist vergleichsweise günstig zu bekommen und sehr weit verbreitet. Dazu kommt, dass Haschisch in der Lage ist, Hirnregionen aufzuschließen, die im normalen Leben verborgen bleiben. Das heißt, Haschisch kann zum Beispiel eine angelegte Schizophrenie auslösen, die ohne den Konsum unter Umständen gar nicht ausgebrochen wäre.

Wo bekomme ich Hilfe?

Bei Ärzten, der Jugendhilfe oder einfach am Suchttelefon. Viele Hotlines sind kostenlos und 24 Stunden am Tag besetzt. Außerdem gibt es in jeder größeren Stadt Suchtberatungsstellen. Aber die beste Vorsorge ist, gar nicht erst mit dem regelmäßigen Drogenkonsum anzufangen.

Mehr zum Thema:

www.schloss-tessin.de

Veröffentlicht am: 17. Mai 2018