Kulturelle Bildung von Kindern fördern
Burghild Brunzel gibt an der Kita „Mosaik“ seit 14 Jahren Flötenunterricht
Solidarität zu den Älteren und den Kontakt zu den Jungen zu fördern, – das ist das Anliegen, das Burghild Brunzel in ihrer Arbeit, die sie seit 2007 in der Schweriner Kita „Mosaik“ engagiert ausübt, verfolgt. Dabei meidet sie den Begriff der Älteren gern: „Ich rede lieber von früher Geborenen, die so viele Erfahrungen haben, von denen die Jungen gut lernen können.“ Und von Burghild Brunzel lernen die Jüngsten. Sie leitet die Flötengruppe in der Kita „Mosaik“ der Volkssolidarität Südwestmecklenburg. „Das jüngste Kind ist gerade mal dreieinhalb Jahre alt“, erzählt sie.
Mit Kultur und Kulturvermittlung kam sie schon in ihrer eigenen frühen Kindheit in Berührung. Aufgewachsen in der Lausitz der Nachkriegszeit war Hausmusik bei ihren Eltern und ihren acht Geschwistern hoch angesehen. „Ich selbst lernte das Flötenspiel mit sechs Jahren, zwei Jahre später musizierte ich bereits in einem Orchester.“ Und auch Zuhause wurde gemeinsam auf den Instrumenten gespielt oder mehrstimmig miteinander gesungen. „Gesang gehört bis heute zu meinem Leben und meiner Familie. Auf einem runden Geburtstag haben meine Gäste und ich alle aus voller Kehle miteinander gesungen“, erinnert sich die Flötenlehrerin. Musik gehöre für sie fest zum geistigen Reichtum und der Menschlichkeit.
In ihrer Jugend nahm Burghild Brunzel dann Gesangs- und Klavierunterricht. Später folgte eine Chorleiterausbildung. Vom Management Heinz Quermanns lernte sie viel über das Führen und Anleiten eines Ensembles und die Arbeit mit jungen Talenten. „Ich bin von Kindesbeinen an verwoben mit der Kunst. Und wenn man so ein Glück in Kindheitsjahren hatte, dann prägt einen die Kultur im ganzen Leben.“ Ihre Lebensgeschichte ist aber nicht nur in der Praxis von Kultur geprägt worden. 1984 wurde eine theoretische Arbeit aus ihrer Feder zur Kunst in den Wissenschaftlichen Beiträgen veröffentlicht.
Nach der Wende verlor Burghild Brunzel ihre Arbeit und musste sich völlig neu sortieren. Sie studierte nochmal Pädagogik auf der Schweriner Paulshöhe im Fachbereich „Freizeit- und Sozialpädagogik“ und arbeitete hinterher für das Schweriner Obdachlosenmagazin „die straße“ und gründete das landesweite Pendant „argus“. In ihrer damaligen neuen Berufung als Redakteurin, als sie für verschiedene Zeitungen geschrieben hatte, war der Höhepunkt das Interview mit dem früheren Ministerpräsidenten Harald Ringstorff.
2007 lernte sie die damalige Leiterin der Kita „Mosaik“ auf dem Schweriner Großen Dreesch, Renate Kiencke kennen und blieb dem Hause bis heute verbunden. „Ihr und den Erzieherinnen dieser Einrichtung ist es zu verdanken, dass dieser Unterricht in der Kita so einen guten Start und Verlauf nehmen konnte“, betont die erfahrene Pädagogin und setzt dahinter ein großes Achtungszeichen. Heute begeistern bei den Auftritten ihre Eleven das Publikum immer wieder u.a. mit ihrer Interpretation von Beethovens 9. Sinfonie – dargeboten auf der Blockflöte von Kindergarten- und Schulkindern. Wenn „Freude schöner Götterfunken“ in den Konzerten ertönt oder im Europateil des Programms das Lied „Kleine weiße Friedenstaube“ mehrstimmig gesungen und gespielt wird, sind die Besucher im Auditorium jedes Mal aufs Neue gleichermaßen beeindruckt.
2020 konnte sie aufgrund der Regelungen zur pandemischen Lage den Flötenunterricht in der Kindertagesstätte erstmalig nicht regelmäßig durchführen. Und diese für alle schwierige Situation hat Erzieherinnen, Eltern und die Pädagogin selbst darin bestärkt, wie wichtig ihre Aufgabe in der Kita „Mosaik“ ist: „Die Kinder haben den Unterricht so vermisst und sich außerdem Sorgen um mich gemacht, dass einige ihre Eltern immer wieder bedrängten durchzuklingeln und zu fragen, wie es denn ihrer Lehrerin gehe. Und sie haben mir E-Mails, Fotos oder Karten geschickt - ein Zeichen ihrer Musizierfreude trotz der Corona- Pandemie.“
„Auch die Erinnerung an diese Monate zeigt, dass der von Burghild Brunzel geleitete Musikunterricht weit über das Erlernen von Noten und des Flötenspiels hinausgeht. Die Kinder lernen auf spielerische Art auch, wie wichtig es ist mitzudenken und mit allen Sinnen dabei zu sein“, resümiert Karin Wilk, Erzieherin in der Kita, die selbst von Anbeginn die musizierenden Kinder erlebte.
Und die Flötenkinder und deren Eltern sind ebenso begeistert vom Unterricht, erzählt Christine Krüger, deren große Tochter Ella und die sechsjährigen Zwillinge Marlene und Gustav am Flötenunterricht teilnehmen. „Die Flötenstunden sind immer total schön für die Kinder. Jedes für sich wird als Individuum wahrgenommen und gefördert. Hinzukommt, dass Frau Brunzel ein tolles Liedrepertoire ihr Eigen nennt, dass die Kinder rundum nur Freude haben. Und das ist doch der Sinn von musikalischer Früherziehung“, sagt Christine Krüger.
„Dieser Unterricht ist zugleich auch bereichernd für mich. Wenn ich mir einen Wunsch erfüllen könnte, würde ich eine Stiftung gründen, die sich nur für die musikalische Früherziehung von Kindern einsetzt“, berichtet die erfahrene Musikpädagogin Burghild Brunzel von ihrem Lebenstraum.
Veröffentlicht am: 13. Dezember 2021